Katherine Brun
Published: 2016-09-26
Total Pages: 488
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Der Abt und seine Bauern. Territorialisierung als Prozess in Salem vom Spten Mittelalter bis zum Dreiigjhrigen Krieg Die Studie ber die reichsunmittelbare Zisterzienserabtei Salem erffnet neue Einsichten ber grundlegende politische Entwicklungen in der Frhen Neuzeit. Sie beleuchtet die Mglichkeiten und die Grenzen kirchlicher Herrschaft und weist auf breiter Quellengrundlage den dauerhaften politischen Einfluss der Bauernschaft nach. In der untersuchten Periode von 1473 bis 1637 festigte die Abtei ihre politische Herrschaft ber Land und Leute. Im Zuge der Territorialisierung verdichtete sie verschiedene Herrschaftsrechte in ihrer Hand und schloss das Herrschaftsgebiet ab. Dies wurde auf zwei Ebenen erreicht: Erstens wurden die Grenzen des Territoriums gegen Auen eindeutig definiert - in rumlich-physischer, rechtlicher und symbolischer Hinsicht. Zweitens wurden die Untertanen vollstndig in das eigene Territorium integriert. Diesen Prozess kann man jedoch nicht einfach als Staatsbildung von "oben" - durch die Aktivitten der bte - charakterisieren. Deren Herrschaft wurde zwar gestrkt und zentralisiert, aber durchaus nicht vornehmlich auf Kosten der Bauernschaft. Deren materielle Bedrfnisse und Interessen wurden aufgegriffen, so dass gtliche Vergleiche zustande kamen. Das Beispiel Salem zeigt das Moment politischer Inklusion auf einer breiten sozialen Basis. Durch kleinteiliges Agieren und auf dem Wege direkter Kommunikation brachten sich die kommunalen Entscheidungstrger aus der Bauernschaft wirkungsvoll ein. So entwickelte sich die Herrschaft in der Abtei aufgrund interaktiver Prozesse fort. Wir begegnen also in der Arbeit vielseitigen Aushandlungsprozessen, bei denen sowohl wechselnde Bndnisse und ungleiche Partnerschaften als auch das Prinzip der Gegenseitigkeit sowie direkte Kooperation zwischen sozialen Gruppen mitwirkten. Dieses Primat des Verhandlungsprinzips brachte wechselseitige Vorteile, nicht weil die sozialen Gruppen von vornherein gemeinsame Interessen hatten, sondern da sich Kommunikationskanle ffneten und Konflikte abschwchten. Die Kommunikation im Territorium lief ber zwei zentrale Institutionen, das "Sidelgericht," und das "Verhr." Diese beiden Krperschaften vermochten es, nicht nur Konflikte zu dmpfen und diverse soziale Gruppen zu integrieren, sondern auch deren Anliegen zu bercksichtigen, und hier lag das Fundament der bemerkenswerten politischen und sozialen Stabilitt in Salem. So ist dieses kleine Territorium ein Beispiel dafr, wie ein erfolgreiches Gemeinwesen vorgeht, wie es stndig neue Ziele entwickelt und sich dabei selbst erhlt. Durch diese Forschungsarbeit ber Salem werden die Potenziale und Grenzen der Staatsbildung im Reich grundlegend beleuchtet, sie zeigt auf, wie die Beziehungen zwischen Herren und Untertanen in der Frhen Neuzeit miteinander verflochten waren.